FFC Heike Rheine – ein revolutionäres Konzept

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Was bleibt, sind die Fans. Der FFC Heike Rheine hatte im September 2016 seine letzte Mitgliederversammlung. Zum 30. September fiel der Vorhang für immer. Der Verein wurde aufgelöst. Es gelang sogar, den Verein schuldenfrei aufzulösen. Aber vergessen ist der Verein deshalb noch lange nicht.

Der Vorsitzende Alfred Werner bedankte sich in seiner letzten Mitgliederversammlung bei all den freiwilligen Helfern. Diese Fanpage soll an die Arbeit der vielen Helfer und vor allem an die Leistungen und Erfolge der Spielerinnen erinnern. Der FFC Heike Rheine war der Frauenfußballclub Heike Rheine e. V.

Die Gründung erfolgte im Jahr 1998 mit den Vereinsfarben rot und schwarz als Ausgründung der Frauenabteilung aus dem FC Eintracht Rheine. Der Club war der erste eigenständige Frauenfußballverein in Deutschland.

Wie alles begann und die großen Erfolge

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Der Frauenfußball hat in Rheine seine Wurzeln im VfB Rheine und spielte bis 1986 nur lokal. Alfred Werner war die wichtigste Person bei der Ausgründung des Frauenfußballvereins und mitverantwortlich für die großen Erfolge. Seine Hauptaufgabe, neben seiner Arbeit als hauptberuflicher Redakteur beim Rheiner Anzeiger, sah er in Leitung des Vereins und als Trainer der Teams der Frauenfußballmannschaften.

Sein erster Erfolg war der Aufstieg in die Verbandsliga im Jahr 1988. Schon ein Jahr später schaffte die Mannschaft den Aufstieg in die Regionalliga West, wo sie auf Anhieb den zweiten Platz belegte. Nur der TSV Siegen war besser. Die Mannschaft war damit für die neu gegründete Bundesliga qualifiziert. 1992 und 1993 konnte sich die Mannschaften in der Nordgruppe den dritten Platz erspielen und bestritt das Halbfinale im DFB-Polak.

1994 kam es zur Fusion der VfB Rheine mit der SG Eintracht Rheine. Der Verein hieß fortan FC Eintracht Rheine. Viermal in Folge war die Mannschaft in der Bundesliga erfolgreich auf Platz vier in der Nordgruppe gelandet. 1997 war sie automatisch für die Bundesliga qualifiziert, die fortan nur noch eingleisig mit zwölf Mannschaften spielte. Auch 1997 erreichte die Mannschaft das Pokalfinale, unterlag dann aber Grün-Weiß-Brauweiler mit 3:1.

Der 10. März 1998 schließlich war ein denkwürdiger Tag. Die Frauenfußball-Abteilung gliederte sich aus und war fortan als FFC Heike Rheine ein selbstständiger Frauenfußballverein. Der Name Heike wurde zu Ehren der damaligen Trainerin Heike Kinder gewählt.

Am Ende der Saison ist die Mannschaft leider abgestiegen. Grün-Weiß Brauweiler Rheine siegte mit 1:0 und die Mannschaft musste wieder in der Regionalliga spielen.

Doch bereits ein Jahr später war die Mannschaft wieder da und spielte im Oberhaus mit. Die Saison lief eher durchwachsen und am Ende hätte die Mannschaft wieder absteigen müssen. Doch der FFC Flaesheim-Hillen erklärte seinen freiwilligen Rückzug, und den Sportfreunden Siegen wurde die Lizenz entzogen, sodass am Ende der Saison keine Mannschaft absteigen musste.

2003 spielte die Mannschaft wieder vorn mit und belegte den vierten Platz der Frauenfußball-Bundesliga. Ferner gewannen die Damen den DFB-Hallenpokal der Frauen. Schon im nächsten Jahr verbesserte sich die Mannschaft um einen Platz und schloss die Saison auf Platz 3 ab. Kerstin Garefrekes wurde Torschützenkönigin. Am Ende der Saison wechselte die Torschützenkönigin zum 1. FFC Frankfurt. Weitere starke Spielerinnen verließen den Verein, sodass die Leistungsträger wegfielen und die Mannschaft nur noch die hinteren Tabellenränge erreichte.

Im Jahr 2007 stand schließlich der zweite Abstieg an. Nicole Werner, die jahrelang im Verein spielte und als Spielertrainerin die Mannschaft trainierte, erklärte ihren Rücktritt. Ralf Spanier nahm ihren Platz als Trainer ein.

Immer mehr Spielerinnen verließen die Abstiegsmannschaft. Spielerinnen der zweiten Mannschaft mussten den Kader auffüllen, damit einen spielfähige Mannschaft auf dem Platz antreten konnte. In der Saison 2007/2008 wurde die Mannschaft Tabellenletzter. Ab der Saison 2008/2009 spielte der FFC Heike Rheine nur noch drittklassig, und zwar wieder in der Regionalliga West.

Nur das bessere Torverhältnis konnte in der Saison 2011/2012 verhindern, dass die Mannschaft noch weiter abstieg. 2015 folgte dann schließlich der Abstieg in die Westfalenliga und 2016 dann die Auflösung und Löschung aus dem Vereinsregister.

Die Erfolge im Überblick

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  • 1997 Mannschaft erreicht das Finale des DFB-Supercup
  • 1997 Mannschaft erreicht das DFB-Pokal-Finale
  • 2000 Mannschaft steigt in die Frauen-Bundesliga auf
  • 2003 Mannschaft siegt beim DFB-Hallenpokal
  • 2004 Mannschaft erreicht den 3. Platz in der Frauen-Bundesliga
  • 2004 Mannschaft erreicht das DFB-Pokal-Halbfinale

Persönlichkeiten und große Namen

In den meisten Sportvereinen gibt es in der Regel mehrere Schlüsselpersonen, die eine wichtige Rolle für den Erfolg der Mannschaft spielen. Dabei kann es sich um Spieler, Trainer, Betreuer, Verwalter oder Fans handeln.

Zu den Schlüsselpersonen in einem Fußballverein können talentierte Spieler/innen gehören, die konstant hohe Leistungen erbringen und zu den Erfolgen der Mannschaft beitragen. Diese Spieler können zu Fanlieblingen werden, an die man sich noch Jahre später erinnert.

  • Kerstin Garefrekes
  • Kerstin Garefrekes Fußball-Karriere

    Kerstin Garefrekes begann ihre sportliche Karriere 1986 bei Grün-Weiß Steinbeck. Nach Rheine fand sie 1998, wo sie die Premierensaison mitspielte. 1999 wurde sie Torschützenkönigin der 1. Frauen-Bundesliga. 2001 debütierte sie in der A-Nationalmannschaft. Ihr erstes Länderspieltor erzielte sie 2002. Mit der Frauen-Nationalmannschaft wurde sie 2003 und 2007 Welt- und 2005 sowie 2009 Europameisterin, 2009 gewann sie Bronze bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 und in Peking 2008.

    2004 schoss sie 26 Tore in der Bundesliga, was sie erneut Torschützenkönigin werden ließ. In diesem Jahr verließ sie den FFC Heike Rheine und wechselte zum 1. FFC Frankfurt.

    2016 im Mai beendete Kerstin Garefrekes ihre Fußball-Karriere. Sie kann auf 355 Bundesligaspiele und 130 Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft zurückblicken.

  • Loes Geurts
  • Die Karriere der niederländischen National-Torhüterin begann bei VV Res, wo sie als Jugendliche spielte. Sie kam 2005 zum FFC Heike Rheine, wo sie die Bundesliga-Saisons mitspielte. 2007, nachdem die Mannschaft abgestiegen war, spielte sie wieder in den Niederlanden, wo sie 2008 und 2009 mit dem AZ Alkmaar die niederländische Meisterschaft gewann. Ihr erstes Länderspiel hatte sie 2006 gegen Australien.

  • Kerstin Stegemann
  • Bei Germania Hauenhorst begann die Karriere von Kerstin Stegemann. 1993 spielte sie zum VfB Rheine, wo sie 15-jährig in der Bundesliga debütierte. Sie war schon sehr jung eine Führungsspielerin. Ihr Debüt in der Nationalmannschaft gab sie bereits zwei Jahre später. 1996 war sie bei den Olympischen Spielen mit dabei. 1997 erreichte sie mit Rheine das DFB-Pokalfinale und wurde im gleichen Sommer Europameisterin. 1998 wechselte sie nach Duisburg. Im Jahr 2000 wurde sie mit diesem Verein deutsche Meisterin und holte den Sieg beim Hallenpokal. Auch im Jahr 2000 holte sie mit der Nationalmannschaft die Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen in Sydney. 2001 kehrte sie nach Rheine.

    Trotz vieler guter Angebote blieb sie in Rheine bis 2007. Weitere Erfolge waren der 1. Platz bei den Weltmeisterschaften 2007, Europameisterin in den Jahren 2001, 2005 und 2009, Vize-Militärmeisterin 2007 und 2011 und schließlich Militärweltmeisterin 2008. Sie bestritt 191 Spiele für die Fußball-Nationalmannschaft.

  • Ursula Landwehr
  • Die Oldenburgerin Ursula Landwehr kam früh zum VfB Rheine, wo sie als Mittelfeldspielerin in der Verbandsliga spielte und nach dem Aufstieg ab der Saison 1989/1990 in der Regionalliga West. 1991 belegte sie mit ihrer Mannschaft den 2. Platz, was den Aufstieg in die Bundesliga bedeutete.

    Ursula Landwehr bestritt sechs Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft, wo sie im September 1988 debütierte. Beim Spiel gegen Polen in Aue 1991 erzielte sie mit dem Siegtreffer ihr einziges Tor für die Nationalmannschaft.

Warum der Verein Heike hieß

Ein revolutionärer Name, wie viele damals fanden. Der Vereinsvorsitzende hingegen sah darin nichts Besonderes. Schließlich, so der FFC-Chef Alfred Werner „gibt es viele Victorias, Fortunas und Herthas. Warum also nicht mal eine Heike als femininer Bezug?“

Die ursprüngliche Idee war es, Kerstin in den Vereinsnamen zu nehmen, um die herausragende Kerstin Stegemann zu verewigen. Doch da die Spielerin kurz darauf den Verein verließ, stattdessen wurde Heike Kinder im Namen verewigt. Sie war zu diesem Zeitpunkt Trainerin des Bundesligisten.

Große Pläne

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Die Finanzen des Vereins waren gesichert. Für die nächsten drei Spielzeiten nach der Gründung standen 268.000 Mark für jede Saison zur Verfügung. Der Verein war mit 150 Fußballerinnen gut besetzt. Es gab zwei Frauenteams und ein Mädchenteam und noch eine Gruppe Hobbyfußballerinnen über 30. Im Aufsichtsrat saßen Größen aus der lokalen Politik und aus der Wirtschaft, etwa der Oberbürgermeister von Rheine und der Chef der Sparkasse.

Der Vereinsvorsitzende hatte nicht nur stabile Finanzen als Vision, sondern auch revolutionäre Vereinsstrukturen. Geplant war ein Partnerring mit Topteam aus ganz Europa und eine Patenschaft für einen osteuropäischen Club. Ein Baumarkt stand als Sponsor für die Mädchen-Fußballschule parat und eine Frittenkette sollte Hauptsponsor eines regelmäßig stattfindenden, internationalen Hallenturniers werden.

Was hat dazu geführt, dass der FFC Heike aufgelöst wurde?

Für Alfred Werner war es eine schmerzliche Entscheidung, den Verein aufzulösen. Aber es war auch eine logische Folge. Am Ende fehlte die finanzielle Unterstützung durch Sponsoren, ohne die es im hochklassigen Fußball einfach nicht geht. Ein weiteres Problem war ein harter Konkurrent in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Alfred Werner sieht einen großen Teil der Schuld bei sich selbst. Er habe sich nach eigenem Bekunden nicht genügend um neue Spielerinnen und um frisches Geld von neuen Sponsoren gekümmert. Einen Nachfolger oder jemanden, der ihn unterstützt, gab es im Verein nicht.

Im Sommer 2015 verließ fast die gesamte 1. Mannschaft den FFC Heike Rheine. Damit war eigentlich das Vereinsschicksal besiegelt. Viele der Spielerinnen gingen zum direkten Konkurrenten Germania Hauenhorst. Nachdem die Mannschaft aus Regionalliga abgestiegen war, hatte Alfred Werner keine Frauen mehr, die in der Westfalenliga hätten spielen können. Es gab nur noch eine B-Mädchenmannschaft, die Kreisliga spielte.

Besondere Momente mit dem FFC Heike Rheine

Zu den schönsten Zeiten des Vereins gehörte die Zeit direkt nach der Gründung. Der Verein richtete drei Länderspiele innerhalb von etwa drei Jahren.

Ein besonders schöner Moment war der Tag, an dem die Mannschaft den DFB-Hallencup nach Rheine holte. Das war im Jahr 2003, als die Mannschaft gleichzeitig auf dem vierten Tabellenplatz der Bundesliga landete.

Zu den schönen Erinnerungen gehört auch, dass aus dem Verein FFC Heike Rheine einige Nationalspielerinnen hervorgegangen sind, wie Kerstin Stegemann, Kerstin Garefrekes und Ursula Landwehr.

Zusätzlich zu diesen Erfolgen auf dem Spielfeld wurde der FFC Heike Rheine auch für sein Engagement in der lokalen Gemeinde ausgezeichnet. Der Verein war an zahlreichen Wohltätigkeitsveranstaltungen beteiligt, darunter Lebensmittelsammlungen und Benefizspiele, und hat dazu beigetragen, das Bewusstsein für eine Vielzahl von Anliegen zu schärfen und Spenden zu sammeln.

Und schließlich hatte der FFC Heike Rheine eine starke Tradition in der Nachwuchsförderung. Der Verein verfügte über eine Jugendakademie, in der junge Spielerinnen und Spieler ausgebildet wurden und die Möglichkeit hatten, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Dies hat dazu beigetragen, dass der Verein über viele Jahre hinweg eine feste Größe im Frauenfußball war.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der FFC Heike Rheine auf eine reiche Geschichte voller besonderer Momente zurückblicken kann, die den Verein zu dem gemacht haben, was er war. Von den Erfolgen auf dem Spielfeld bis zu den Beiträgen für die Gemeinde und dem Engagement für die Förderung junger Talente ist der FFC Heike Rheine ein Verein, der den Geist des Frauenfußballs verkörperte.